Zum Inhalt springen
Spiritualität

Bibliodrama

Bibliodrama ist eine besonders intensive Form sich einem biblischen Text zu nähern.

Verschiedene Stellen aus den Evangelien werden in der Auseinandersetzung mit dem Text und durch Rollenspielen für die eigene konkrete Lebenssituation erschlossen. Durch die Identifikation mit einzelnen Figuren der jeweiligen Textstelle wird erfahrbar, was der Bibelext mit persönlichen heutigen Lebenssituationen zu tun haben kann und welche Heilungsenergie in diesen biblischen Text zu finden sind. Das Wort Gottes kann so konkret in das Leben der einzelnen hineinsprechen und wirkmächtig werden. Teilnehmende können hierbei erfahren, wie die biblischen Geschichten jedem ein Glaubens- und Heilsangebot machen.

Redaktionsteam: Was genau ist denn ein Bibliodrama?

Kurt Hägerbäumer: "Bibliodrama ist das inszenierte Abenteuer der Begegnung zwischen einer oder mehreren Personen mit einem biblischen Text." Das Bibliodrama ist eine zeitgemäße Form, die Bibel so zu erfahren, wie sie gemeint ist, nämlich als lebendiger, Buch gewordener Schatz menschlicher Glaubenserfahrung und als Chance, Gott selbst zu begegnen.

Redaktionsteam: Kurt, es gibt ja sogar eine Gesellschaft für Bibliodrama.

Kurt Hägerbäumer: Ja. Die Gesellschaft für Bibliodrama (GfB) ist ein ökumenischer Zusammenschluss von Förderern des Bibliodramas und von qualifizierten Bibliodramaleitenden in Form eines gemeinnützigen Vereins. Zu ihr gehören etwa 150 Mitglieder, zumeist aus Deutschland.

Redaktionsteam: Menschen in Europa tun sich doch mit dem Rollenspiel eher schwer. Wie reagieren die Teilnehmer darauf?

Kurt Hägerbäumer: Nun, Rollenspiele kennt der heutige aufgeschlossene Europäer auch aus der Psychologie und Pädagogik. Viele Diözesen, so auch das Erzbistum Köln haben seit langem z.B. auch in der Priesterausbildung oder in den Beratungsstellen der Caritas – genauso in der ev. Diakonie – den Einsatz von Rollenspielen zur besseren Selbst‐ und Fremderkenntnis eingesetzt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ich seit 2017 aktiv erlebt habe, kamen mit den Rollenspielen durch die kompetente Anleitung von Frau Diplomtheologin Sylvia Dörnemann sehr gut zurecht und gaben positive Rückmeldungen.

Redaktionsteam: Wie ist die Akzeptanz und was nimmt jeder Einzelne mit?

Kurt Hägerbäumer: Tatsächlich wächst in den deutschen Kirchen (aber nicht nur in den deutschen!) spürbar bei vielen Menschen aller Altersstufen der Wunsch, die Bibel nicht nur zu lesen, sondern die Texte auch anders erfahrbar zu machen. Die rein wissenschaftlich Kath. Kirchengemeinde St. Rochus und Augustinus, Rochusstr.223, 53 123 Bonn exegetische Herangehensweise an den vor über 2000 Jahren entstandenen Text ist kein Garant für eine (spirituelle) Begegnung mit Gott. Das weiß ich aus persönlichen Erfahrungen aus meinem Theologiestudium. Was jede(r)Einzelne mitnimmt, kann ich natürlich nicht sagen. Aber die Rückmeldungen und das Wiederkommen einer annähernd kontinuierlichen ‐ wenn auch kleinen ‐ Gruppe an den überschaubaren Treffen (4 Abende im Jahr) zeigt mir, dass – wenn man einmal den Anfang gemacht und möglicherweise über die vielfältigen Schatten der Zeit‐und Terminprobleme sowie den möglichen anfänglichen Gruppen‐ und Berührungsängsten überwunden hat, dass diese Form der persönlichen Glaubenserfahrung sehr sinnvoll und für die Teilnehmer/innen positiv ist.

Redaktionsteam: Seit wann gibt es das Bibliodrama und hast Du hier Pläne für die Zukunft?

Kurt Hägerbäumer: Das Bibliodrama hat schon eine längere Tradition. Seit 2017 bieten wir bei uns auf dem Brüser Berg für alle Gemeindemitglieder auch das Bibliodrama an. Ich möchte dieses Angebot auf unsere evangelischen Geschwister und alle ehrlich Sinnsuchenden erweitern, weil die Bibel ein Angebot Gottes an alle Menschen guten Willens ist und wir allemal voneinander lernen können.

Redaktionsteam: Lieber Kurt, vielen Dank für das Interview.

Beitrag aus der neuen Interviewreihe des Redaktionsteams. In unregelmäßigen Abständen führt das Redaktionsteam Interviews zu aktuellen Themen, Veranstaltungen oder Entscheidungen aus Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand oder Erzbistum durch, die im Blickpunkt/Newsletter und auf der Homepage veröffentlicht werden.